Gedanken

Zum Nachdenken ...

Doch als sie es zu Hause maßen, hatte der nicht zu viel, der viel eingesammelt hatte, und wer nur wenig aufgelesen hatte, dem fehlte nichts. Jeder hatte genauso viel mitgenommen, wie er für seine Familie brauchte.  2.Mose 16,18 

Jedes Mal, wenn ich den Rucksack für eine mehrtägige Bergtour packe, stelle ich mir die Frage: Wie viel Essen brauche ich? Nüsse, Müsliriegel, Käse; Wasser nicht zu vergessen. Jedes Gramm zählt und könnte zum unnötigen Ballast werden. Andererseits ist ein knurrender Magen nicht nur ärgerlich, sondern kann bei solchen Unternehmungen sogar gefährlich werden. Mittlerweile habe ich Routine beim Packen entwickelt und greife auf Erfahrungswerte zurück. Eine kleine Reserve ist jedoch immer dabei. Man weiß ja nie. 
Wie viel brauchst du heute zum Leben? Drei Mahlzeiten, zwischendurch etwas Süßes als Belohnung, vielleicht noch eine anregende Tasse Kaffee gegen den Durchhänger am Nachmittag? Wir haben die Auswahl und können frei entscheiden, wie umfangreich wir auf unsere Bedürfnisse reagieren. 
Der heutige Bibeltext spricht dagegen von ganz anderen Umständen: Das Volk Israel ist schon seit sechs Wochen in der Wüste unterwegs und die Sehnsucht der Menschen nach einem täglichen Buffet ist so mächtig geworden, dass sie dafür sogar ihre Freiheit eintauschen wollen. Die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen wird so zur Glaubensprobe: Sie bekommen nicht einfach etwas vorgesetzt, nein, sie entscheiden selbst, wie sie mit dem Speiseplan Gottes umgehen. Weder Überschuss noch Mangel sind auszumachen, vielmehr: „so viel du brauchst“. 
Kannst du heute auch mit weniger auskommen? In der Tradition der Christenheit ist die Zeit vor Ostern die Fastenzeit. Eine gute Gelegenheit, um über das Wesentliche nachzudenken, zu reduzieren, Maß zu halten, sich neu zu justieren. Es geht aber nicht um Mangel und Kasteiung, sondern um Bewusstmachung: Machst du eine Woche lang täglich einen Spaziergang, verzichtest einen Tag lang auf Handy, Internet oder Auto, dann schärfst du deine Sinne. Und du wirst mehr schaffen, als du glaubst. Du könntest auch gleich morgen Freunde einladen und schlicht und lecker kochen – und damit deine Beziehungen pflegen. 
Es geht darum, heute zu entscheiden: „Ja, das will ich ausprobieren.“, und damit einen Schritt des Vertrauens zu gehen. Gott verspricht: „So viel du brauchst.“ Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

von Johannes Naether

© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung